Griechenland

Maria, 95: Kannst du mir die Platte besorgen? Hans, 63: Wir haben nur noch CDs. Nora, 34: Ich habe nichts gespeichert. Paul, 9: Spotify? Anja, ungeboren: Wo auch immer – überall.

Die Orte lösen sich auf und mit ihnen die Bedeutung der Orte. Die Dehnbarkeit der Welt an allen Ecken und Enden führt zur Trennung von Ursache und Wirkung. Die Postmoderne ist nicht das Ende der Geschichte, sondern die Vernetzung der Ereignisse ohne Verantwortlichkeit. Indem es unwichtig ist, was, wo und wann wer sich entwickelt hat, verliert das Leben die Dimensionen und wird stattdessen zu einem wuchernden Teppich des Flachen, Zweidimensionalen. Es gibt keine Grenzen mehr, aber auch keine Tiefe. Und irgendwann keine Erinnerung.

Was ist Griechenland? Was war Griechenland? Was wird Griechenland werden? Einerlei: das Land vergeht in Zahlen, Krediten, Summen, Währungen. Mäandert durch die Täler der Banken und Kennzahlen, vorbei an den kopfschüttelnden Finanziers, den korrupten Oligarchen und legalistischen Administratoren. Identität? Wozu? Identität ist nicht in Zahlen darstellbar. Und nicht finanzierbar. Der Ort löst sich auf und in Vergessenheit gerät die Geschichte.

Anja, geboren: Was eigentlich waren Grenzen? Maria, aus dem Jenseits: Welche meinst du – die der Länder oder die der Banken?