Stadtbank

Schon aufgefallen? Nachdem der soziale Raum ökonomisiert wurde, wird jetzt der öffentliche Raum wirtschaftlicher Verwendung zugeführt.

Das Merkmal von Plätzen, Straßen und Parks ist Öffentlichkeit. Waren bis in die Neuzeit hinein Parks der Herrschaft vorbehalten, entstanden mit der beginnenden Industrialisierung Volksgärten und Stadtplätze, die frei zugänglich waren und Erholungszwecken dienten. Dies aus Kalkül: Der ausgebeutete Arbeiter sollte seine Arbeitskraft reproduzieren.

Insbesondere Stadtbefestigungen, nicht mehr dem Stand der Wehrtechnik entsprechend, standen der Allgemeinheit zur Verfügung. Aus ihren Wällen wurden Straßen und Alleen, aus den Landwehren Wiesen und Gärten, aus den Mauern und Türmen Relikte der vergangenen Zeit. Die beginnende Demokratisierung verortete sich.

Später wurden die Städte mit Bänken möbliert. Überdimensionale Schach-Spiele luden zum Verweilen, Kinderspielplätze entstanden. Noch lastete kein Konsumdruck auf dem Erholungsbürger. Er brachte seine eigenen Stullen, Frikadellen, Bügelflaschen oder Picknickkörbe mit. Die Pest des öffentlichen Grillens war noch nicht entdeckt.

Noch später komplettierten Imbissstände, Bierbuden oder reisende Eisverkäufer das öffentliche Leben. Wem sich der Mußesuchende unterwarf, dem eigenen Haushalt oder dem fixen Händler, blieb jedem überlassen.

Der Kapitalismus aber hatte Blut geleckt und ruhte nicht. Seitdem schwellen die Stadtplätze mit Pizza-Tischen, Eissalons und Marktcafes von allen Seiten zu. Nach den Abfallkörben verschwinden die Bänke und nötigen so, die entgeltlichen Stühle der Gastronomie zu nutzen.

Bald werden wir Maut in den Einkaufsstraßen zahlen, die wir mit unseren Einkaufsquittungen verrechnen dürfen. Diejenigen, die weniger als 100 € konsumieren, werden beim Verlassen des öffentlichen Raumes mit einem Strafzoll belegt werden. Wer stehen bleibt, muss eine digitale Parkuhr mit seiner Kreditkarte füttern, damit der Warenumschlag beschleunigt bleibt. Der Blick in die Schaufenster wird gefilmt, die Bilder vernetzt, das tägliche Konsumprofil ausgewertet. Neue Quotienten aus Weg, Zeit und Geldausgabe werden den Wert des Wandelnden bestimmen. Der Quotient definiert seine Kreditwürdigkeit und nimmt Einfluss auf die individuelle Steuer. Wer besonders konsum-affin ist, erledigt das alles über seine Google-Brille.

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