“We apologize for any inconvienence!” Wer diesen Satz hört, weiß, dass er den nächsten Zug auch nicht erwischt.
Der ICE 946 lief aufgrund der Flutkatastrophe spät in Hannover ein. Die Wartenden nahmen es geduldig, mit gewisser Erleichterung: Endlich eine Panne, die die Bahn nicht verantworten musste. Die samstäglichen Mienen blieben entspannt.
Mit über 105 Minuten Verzögerung glitt der Zug dann Düsseldorf entgegen. Die paar Minuten, die er bis Bielefeld an Zeit verlor, waren lachhaft.
In Bielefeld pausierte der ICE. Es knisterte: “Meine Damen und Herren, wir warten noch auf den ablösenden Lokführer. Sein Zug hat Verspätung. Sie können sich gern auf dem Bahnsteig die Füße vertreten. Verlassen Sie bitte nicht das Gelände.” Dann Englisch. Dann: “We apologize for any inconvienence”. Heitere Untergangsstimmung machte sich breit. Nach Minuten war der Mann an Bord und startete Richtung Duisburg. Duisburg? Düsseldorf war versprochen! Niemand wurde ausfallend, niemand ächzte, keiner tat beleidigt. Kennen Sie den Hauptbahnhof in Duisburg?
Das Missgeschick muss nur gehäuft auftreten, damit es kleiner wirkt. Missgeschick in wechselnden Gewändern ist besser ertragbar. Indem wir uns gewöhnen, ist jede Abweichung vom Gewöhnlichen entlastend. Wenn das Erwartete vom Unerwarteten verursacht wird, ist es tragbar. Überstandenes Missgeschick macht offen für neues. Missgeschick ist eine Probe auf das Leben (Zen – oder die Kunst, gelassen Bahn zu fahren).