Sie stehen im Stau. Sie sind der Stau. Sie sind nervös. Der halbe Stau ist nervös. Sie klopfen auf das Lenkrad. Es geht nicht weiter. Könnten Sie ein Nickerchen halten, wäre alles halb so schlimm. Die Lösung: das Selbstfahrende Auto.
In den letzten Tagen ging es durch Medien und Netzwerke: Das selbstfahrende Wunderauto von Tesla hat mehrere Unfälle verursacht, weil es bestimmte Situationen falsch gedeutet hatte. Der Computer versagte und der Mensch hatte die Finger nicht am Lenkrad. Schlief wahrscheinlich, weil doch Stau war. Alle Experten und auch Tesla warnen (noch) davor, allein auf diese Selbstfahrer zu vertrauen. Die Technik sei noch nicht so weit. Die Technik? Und wie weit ist die ethische Digitalisierung?
Ein Kind läuft auf die Fahrbahn. Eigentlich könnte das Auto ausweichen. Die einzige Möglichkeit: auf den Bürgersteig brettern. Dort läuft ein alter Mann mit Rollator. Wie entscheidet das Auto: Kind oder Alter?
Das Kind ist ein Jugendlicher und offensichtlich betrunken. Der Alte steht dort hilflos. Trunkenbold oder Hilfloser?
Der Alte ist mit einem Chip versehen. Das Auto liest ihn aus und weiß: Er ist gerade verurteilt worden wegen Kindesmissbrauch. Der jugendliche Chip zeigt einen hoch engagierten Messdiener. Kinderschänder gegen Betbruder?
Der Kinderschänder pflegt seine schwerkranke Mutter und der Jugendliche hat schon wieder eine Ausbildung geschmissen. Fürsorge gegen Egoismus?
Im Zuge der gesellschaftlichen Digitalisierung werden weitere Daten zugefüttert werden: Gesundheitsprognosen, Sozialprognosen, Prominenzfaktoren, staatliche Alimentierungen Innovationsfähigkeiten, Unersetzbarkeiten. Leidensbereitschaft, Lebenslust, Liebesfähigkeit, alles digital controlled.
Heute reagieren Sie mit all ihrem analog erworbenen Wissen und wissen nicht, warum Sie ungebremst weiter gefahren sind, während der Alte einen Herzinfarkt bekam.