Was fehlt, sind Antworten. Erklärungen für komplizierte Zusammenhänge. Verständlichkeit. Das Postfaktische rückt die wenigen Fakten im Kopf so zurecht, dass daraus eine Erzählung wird, keine Analyse. Mit dieser Erzählung wähnen wir, die Welt zu verstehen. Und diese Erzählungen unterhalten uns.
So schaffen wir uns eine neue, reduzierte Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die ohne die Mühsal der Analyse auskommt und ins Twittermaß bringt, was Buchstärke hat. Wir verständigen uns über die Erzählung als Wirklichkeit, während in unserem Rücken die unverstandenen und unverständlichen Geschehnisse glasklar ablaufen: Inflation, Deflation, Bankgeschäfte, Kriege. Morde, Tod, Doping und Trump. Die, die Unbehagen spüren, werden Zyniker. Die, die aus dem Unbehagen Vorteile presse wollen, handeln rechts, unverschämt.
Milliardäre regieren, gewählt von armen Schluckern. Der Tanz ist vorbei. Die Leichtigkeit zieht Leichengeruch nach sich. Wiederholen sich die Zwanziger? Wir warten auf Saalschlachten. Was gilt noch, was ist verloren? Was ist Verstummen, was Lüge, was Langmut? Wir sehen die Wahrheit vor unseren Augen, aber die Standpunkte irrlichtern.
Was fehlt, sind Antworten. “Wenn wir schon die Antworten nicht haben, müssen wir versuchen, die Fragen präziser zu stellen.” (Navid Kermani)