Upcycling

Recycling ist das Jahrhundertwort  der Umweltbewussten: Brav sammeln wir Plastikmüll und Eisenschrott, Zeitungspapier und Korken, Batterien und Flaschen.

Unterstellen wir einmal, dass all die gesammelten Wertstoffe verwertet werden und der Produktion wieder zufließen (und nicht in Wärmekraftwerke als thermische Energie vernutzt werden), so ist das dennoch kein Zurück („Re-Cycling“), sondern eine Abwertung („Down- Cycling“).

Unsere Industrieproduktion ist in der Regel nicht darauf eingestellt, Wertstoffe in ihrer ursprünglichen Gestalt neu zu verwerten.

Bei der Erstproduktion entstehen so viele Mischformen der Rohstoffe, dass die Folgeprodukte nur noch minderer Qualität sein können – so lange bis die Reststoffe überhaupt nicht mehr verwendbar und tatsächlich Müll geworden sind. Dies ist ein Fortschritt gegenüber den früheren  Produktionsmethoden, die ausschließlich „frische“ Rohstoffe vernutzte.

Letztendlich handelt es sich aber nicht um Recycling, sondern nur um die Verzögerung der endgültigen Ausbeutung unseres Planeten.

Seit einigen Jahren nimmt deshalb die Forderung nach „Cradle to cradle“-Produktionen zu: Produkte sollen von vorn herein so gestaltet werden, dass ihre Rohstoffe in der Ursprungsform wieder verwendbar werden und dem Stoffkreislauf nicht verloren gehen. Durch ihre Erhaltung besteht die Chance, den Rohstoff weiter aufzuwerten („Upcycling“)

Beim Upcycling werden Abfallprodukte oder nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt. Im Gegensatz zum Downcycling kommt es zu einer stofflichen Aufwertung. Die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material reduziert die Neuproduktion von Rohmaterialien.

Während Upcycling in den sogenannten Wegwerfgesellschaften noch von geringer Bedeutung ist, findet es in ärmeren Gesellschaften überdurchschnittlich häufig statt. In vielen Entwicklungsländern sind zum Beispiel Flechttechniken verbreitet, mit denen sich aus alten Gummi- und Plastikabfällen neue Produkte fertigen lassen: An der Westküste Afrikas werden die Segel kleiner Fischerboote aus Plastik-Tüten in Patchwork-Arbeit gefertigt. Im asiatischen Raum werden aus hunderten leeren PET-Flaschen ganze Möbel oder Boote zusammengeleimt, geklebt und gebunden.

Literatur: Michael Braungart u.a. (Hrsg.): Die nächste industrielle Revolution – die Cradle to Cradle-Community, Hamburg 2009